Hewlett-Packard strebt mit Compaq an die Spitze
 
 

Hamburg/Palo Alto (dpa) - Der US-Computerkonzern Hewlett-Packard übernimmt für 25 Milliarden Dollar den Konkurrenten Compaq und peilt die Weltspitze in der Branche an. Der Zusammenschluss soll das Unternehmen auch durch Milliarden-Einsparungen in der derzeitigen Krise der Technologiebranche stärken.

Aktionäre von Hewlett-Packard (HP) werden an dem neuen Konzern eine Mehrheit von 64 Prozent halten, teilten die Unternehmen am Montagabend (US-Zeit) mit. Der Transaktion müssen noch die Aktionäre und die Kartellbehörden zustimmen. Die Aktien der beiden Unternehmen gingen auf Talfahrt.

Der überraschende Zusammenschluss per Aktientausch soll in der ersten Hälfte 2002 abgeschlossen werden. Das neue Unternehmen wird einen Umsatz von 87 Milliarden Dollar (188 Mrd DM/96 Mrd Euro) haben. Damit liegt es nur knapp unter dem Umsatz des Branchenführers IBM (2000: 88,4 Mrd Dollar). Die bisherige Chefin von Hewlett-Packard, Carly Fiorina, soll auch den neuen Konzern führen. Compaq-Chef Michael Capellas wird Präsident des gemeinsamen Unternehmens. 'Zusammen werden wir die Industrie auf Jahre bestimmen', sagte Fiorina.

Die Unternehmen würden zunächst einmal die Zustimmung der Kartellämter in Brüssel und Washington abwarten, betonte Fiorina am Dienstag vor Journalisten. 'Wir werden als unabhängiges Unternehmen so lange weitermachen, bis wir die Zustimmung der Europäischen Gemeinschaft und des Washingtoner Justizministeriums haben.' Gerechnet wird zwar mit weiteren Entlassungen, doch weder Fiorina noch Capellas wollten sich festlegen.

Die Börse zeigte sich nicht überzeugt. Die Aktie von Hewlett- Packard brach in New York bis Nachmittag Ortszeit um 14,7 Prozent auf 19,80 Dollar ein. Die Compaq-Aktie verlor nach frühen Kursgewinnen 5,26 Prozent auf 11,70 Dollar. Bei dem Aktientausch sollen Compaq- Anteilseigner für ihr Papier 0,6325 neu herausgegebene HP- Anteilsscheine erhalten. Das wäre ein deutlicher Aufschlag für die Compaq-Aktionäre.

Der Zusammenschluss soll jährlich 2,5 Milliarden Dollar Einsparung bringen, hieß es. Der neue Konzern werde Weltmarktführer bei PCs, Servern und Druckern. 'Mit der Übernahme von Compaq kann HP die komplette Computer-Bandbreite anbieten', betonte ein Analyst. Das neue Unternehmen wird sein Hauptquartier am Hauptsitz von Hewlett- Packard in Palo Alto (Kalifornien) haben. Am bisherigen Firmensitz von Compaq in Houston (Texas) soll es nur noch eine Niederlassung geben.

Beide Unternehmen leiden schwer unter der Flaute in der Technologiebranche. Compaq meldete zuletzt einen Quartalsverlust von 280 Millionen Dollar, Hewlett-Packard einen Gewinneinbruch im Quartal um 89 Prozent auf 111 Millionen Dollar. Die Unternehmen reagierten mit einem massiven Stellenabbau. Compaq strich 8500 Arbeitsplätze, Hewlett-Packard kündigte den Abbau von bis zu 9000 Stellen an. Das neue Unternehmen soll weltweit mehr als 145 000 Mitarbeiter haben.

Die deutschen Filialen der beiden Unternehmen zeigten sich am Dienstag überrascht von der Nachricht. Arbeitnehmervertreter befürchteten weitere Stellenstreichungen in Deutschland. Nach Einschätzung des Compaq-Betriebsrats wurden Führungsgremien in Deutschland nicht vorher informiert.

© dpa - Meldung vom 04.09.2001 20:10 Uhr